Schmerzmedizin

Kompetenz in Sachen Schmerz

 

Akuter Schmerz – ein sinnvoller Schmerz!

Akute Schmerzen warnen uns vor gefährlichen Situationen, wie Verbrennungen… Sie sind ausgelöst von einer äußern (Schnittwunde…) oder inneren (Nierenkolik…) Schädigung. Die Schmerzstärke entspricht dem auslösenden Reiz (schwere Verletzung – viel Schmerzen). Die Lokalisation, also der Ort der Schmerzen, ist klar bestimmbar. Akute Schmerzen haben eine absehbare Zeitdauer und werden durch eine angemessene Therapie beseitigt (z.B. Blinddarmoperation bei aktuer Entzüdung). Die psychische Belastung ist relativ gering und Verarbeitung ist einfach. Jeder Mensch kennt akute Schmerzen und hat sie selbst schon erlebt, daher ist die gesellschaftliche Akzeptanz des akuten Schmerzes sehr groß.

Aber: Die Nichtbehandlung akuter Schmerzen fördert die Chronifizierung und das Entstehen einer eigenständigen Schmerzkrankheit. Der Unterschied zwischen akuten und chronischen Schmerzen ist groß. Chronischer Schmerz hat die Warn- und Schutzfunktion verloren und wird zur eigenständige Schmerzkrankheit.

Chronische Schmerzen dauern länger an und sind abgekoppelt vom auslösenden Ereignis. Der Schmerz ist zu einer eigenständigen Krankheit, der Schmerzkrankheit, geworden. Es lassen sich keine konkreten Ursachen und Verbindungen zum vormals auslösenden Ereignis im Körper mehr nachweisen. Die Schmerzstärke ist oft hoch und der Ort der Schmerzwahrnehmung diffus. Der Schmerz hat dann nicht mehr die ursprüngliche nützliche Warnfunktion, sondern führt oft zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Es kommt zur psychischen, physischen und sozialen Zermürbung.
Die normalen körperlichen Aktivitäten werden eingeschränkt, soziale Kontakte reduziert, und mangelnder Schlaf verstärkt die Problematik noch. Im Laufe der Schmerzkrankheit tretend u.a. psychische Symptome, wie Verstimmtheit, Energielosigkeit, erhöhte Reizbarkeit auf. Dies führt oft zu einer Fehldeutung, da diese Symptome einer alleinigen psychische Ursache zugeschrieben werden. Die sozialen Kontakte zu Familie, Freunden und Berufskollegen werden negativ beeinflusst.
Andererseits können Symptome wie Sorgen, Angst, Traurigkeit und Schlaflosigkeit aber auch als Schmerzverstärker wirken. Ein „Seelischer Schmerz“ der z.B. durch den plötzlichen Verlust einer geliebten Person, oder andere belastenden Erlebnisse entstanden ist, kann chronische Schmerzen weiter negativ beeinflussen oder mit als auslösender Faktor fungieren. Darauf lässt sich durch soziale (Verständnis, Zuwendung), medizinische (schmerzreduzierende/-dämpfende, und/oder schlaffördernde Medikamente, Akupunktur…) und psychologische Hilfestellung (Selbsthilfegruppen, Gesprächstherapie, Entspannungsmethoden) jedoch oft häufig Einfluss nehmen.
Weiterhin wird dem chronischen Schmerz kaum gesellschaftliche Akzeptanz entgegengebracht.

 

Was bedeutet Schmerztherapie?

Chronische Schmerzen äußern sich nicht ausschließlich im körperlichen Erleben des zum Teil jahrelang bestehenden Schmerzes. Sie haben Auswirkungen auf das persönliche Verhalten, auf Stimmungen, Gedanken, Erwartungen und Überzeugungen. Auch die soziale und wirtschaftliche Situation eines Schmerzpatienten verändert sich oftmals in negativer Weise. Aus diesem Grund genügt es bei chronischen Schmerzen häufig nicht, die körperlichen Symptome isoliert zu behandeln. Eine Mitbetreuung durch einen psychologischen Schmerztherapeuten ist zur Bewältigung der chronischen Schmerzen oft sehr hilfreich.

In der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen hat auch die Physiotherapie einen hohen Stellenwert. Nach Erstellung eines körperlichen Untersuchungsbefundes wird in Absprache mit den behandelnden Ärzten ein für Ihr Krankheitsbild sinnvolles Behandlungsprogramm erstellt.

Chronische Schmerzen machen eine langfristige und vielschichtige Schmerztherapie unumgänglich. Das Schmerzbild selbst bestimmt hier die Kombination an Therapiemaßnahmen, die zur Anwendung kommen. Mögliche Maßnahmen zur Schmerzbekämpfung umfassen

  • eine medikamentöse Therapie
  • Techniken der Lokalanästhesie
  • psychologische- und Entspannungsverfahren
  • Methoden der physikalischen Medizin
  • Methoden der Naturheilkunde und der traditionell chinesischen Medizin (TCM)
  • (neuro-) chirurgische Maßnahmen (invasive Maßnahmen)

Hauptziel der Schmerztherapie ist die Reduktion der Schmerzen auf ein individuell erträgliches Maß zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit, Steigerung der Lebensqualität, Erhaltung der Unabhängigkeit und Wiedereingliederung ins soziale Leben.

Das ideale Ziel der Schmerzfreiheit ist bei einem chronischen Schmerzgeschehen selten zu erreichen, deshalb ist zu Beginn einer jeden langfristigen Schmerzbehandlung eine Therapieplanung mit einem realistisches Therapieziel mit dem Patienten zu besprechen. Ansonsten kann eine zu große Erwartungshaltung bei dem Patienten und dem behandelnden Arzt zu Enttäuschung führen.

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